Es waren die modernsten Hafenanlagen ihrer Zeit, ein Vorzeigeprojekt Hamburgs und ein typisches Beispiel für die Hamburger Kaiarchitektur: Die 50er Schuppen auf dem kleinen Grasbrook. Elektrische Halbportalkrane an der Wasserseite wurden zum Be- und Entladen der Schiffe genutzt. Während die Speicherstadt der langfristigen Lagerung diente, stand in den Kaischuppen der schnelle Umschlag im Vordergrund – so wurden sie auch die „Sortiertische des Hafens“ genannt. Die in Säcken, Fässern und Kisten verpackte Ladung wurde in den Schuppen zwischengelagert und mit dem Wagen oder der Hafenbahn weitertransportiert.

Aufgrund ihrer Bauweise, mit einer Binderkonstruktion aus Holz und einem erhöhten Mittelschiff zur besseren Belichtung, wurden die 50er Schuppen auch als „Kathedralen der Arbeit“ bezeichnet. Bis in die 70er Jahre fanden Tausende Hafenarbeiter hier ihr Auskommen. Seit den 80er Jahren dienten die Schuppen nur noch als reine Lagerhäuser und waren zunehmend vom Verfall bedroht. Ende der 90er Jahre wurde der Indiahafen zugeschüttet und im Jahr 2002 der Schuppen 53 abgerissen.

Die Stiftung Hamburg Maritim übernahm noch im gleichen Jahr die Schuppen 50–52 sowie das sogenannte Beamtenwohnhaus von der Hamburger Hafen und Lagerhaus AG (heute Hamburger Hafen und Logistik AG) und sorgte dafür, dass die Anlage unter Denkmalschutz gestellt wurde.

Das gesamte Gelände umfasst rund 110.000 m2 und neben den Gebäuden auch Kaianlagen mit historischen Kranen, Schiffen und der Hafenbahn. Über mehrere Jahre hat die Stiftung die Schuppen umfangreich restauriert. Die 50er Schuppen bieten über 40.000 m² Lagerfläche unter Dach. Hier befindet sich auch das Hamburger Hafenmuseum, und traditionsreiche Hamburger Unternehmen lagern hier Waren aller Art. 

Seit 2018 sind die Gebäude der 50er Strecke, bis auf das Beamtenwohnhaus, weitestgehend saniert. Von 2001 bis heute sind in die Restaurierung der denkmalgeschützten 50er Strecke rund 16 Mio. Euro geflossen, die von der Stiftung, neben Eigenmitteln, über einen längerfristigen Bankkredit finanziert wurden. Ein Teil der Investitionen wurde auch über die Mieteinnahmen der Schuppen gedeckt.  

Die Nutzungsmöglichkeiten der 50er Schuppen sind heute vielfältig. Dazu gehören die klassische Lagerei, Büros, der Museumsbetrieb und Veranstaltungen. Parallel zur traditionellen Nutzung wird der Schuppen 52A, mit einer Fläche von 6.175 m2, vom Gastronomen Klaus Gerresheim für Großveranstaltungen genutzt.

Um die 50er Strecke vor Überflutung durch Sturmfluten zu schützen, wurde 2008 ein Konzept für eine Flutschutzwand erarbeitet. Das Bauvorhaben „Erweiterung der Hochwasserschutzanlage“ wurde in 2018 realisiert, nachdem die Hamburger Bürgerschaft die Freigabe von Fördermitteln in Höhe von 1,385 Mio. Euro aus dem „Förderprogramm Privater Hochwasserschutz“ bewilligt hatte. Die Gesamtinvestition für die Hochwasserschutzanlage belief sich auf rund 4,5 Mio. Euro. Unterstützt wurde das Vorhaben von der Aurubis AG, Hamburg Port Authority, der Hamburger Bürgerschaft und der Bundesanstalt für Immobilienaufgaben sowie Unternehmen der Hafenwirtschaft. 2018 wurde die 300 Meter lange Hochwasserschutzanlage in Betrieb genommen. Die Anlage ist so konstruiert, dass sie den freien Blick auf die gegenüberliegende Stadtkulisse nicht verbaut. Durch die abgetreppte Form des Unterbaus kann das Bauwerk wie ein Amphitheater genutzt werden und so für Veranstaltungen jeder Art für die Allgemeinheit zum Erlebnis werden.

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